Wie erkenne ich, wer zu mir passt?

Was macht Mr./ Mrs. Right aus?

Im Optimalfall fühlen wir uns körperlich angezogen, empfinden Verbundenheit und emotionale Nähe und stimmen darin überein, welche Art von Partnerschaft wir anstreben und wie wir das Leben verstehen  und meistern. Zudem ermöglichen die Lebensumstände und Verbindlichkeiten ein Eingehen einer Partnerschaft und lassen Raum für Beziehungszeit und Beziehungsqualität.

Das ist der Optimalfall bei dem wir sofort zugreifen und einem langen und stabilen Glück nichts im Wege zu stehen scheint.

Die Realität sieht oft nicht ganz so aus! Wir finden jemand passend und verstehen uns blendend – allerdings herrscht auf der körperlichen Ebene Flaute. Oder wir fühlen uns magisch angezogen und die Luft beginnt förmlich zu brennen – wäre da nicht die Tatsache dass wir uns so gar nichts zu sagen haben oder sehr unterschiedliche Vorstellungen von Beziehung haben.

An diesem Beispiel wird deutlich dass es unterschiedliche Ebenen der Partnerschaft gibt, die mehr oder weniger in Zusammenhang stehen und  mitunter auch völlig unabhängig von einander wirken.

Ebenen in einer Partnerschaft:

  • Beziehungsebene
  • Ebene der Lebensumstände
  • Körperebene
  • Liebesebene

Menschen haben unterschiedliche Prioritäten in der Partnerwahl! Auch die Gewichtung der einzelnen Paarebenen in einer Beziehung ist ein Kriterium, das im Optimalfall zusammenpasst.

Die Beziehungsebene:

Die Beziehungsebene legt die Art und Weise des Zusammenseins fest und bestimmt das Kommunikationsverhalten und wie wir den Alltag in einer Beziehung meistern.

Auf dieser Ebene erkennen wir, ob wir einen “Draht zueinander haben”, wo Kommunikation gelingt und wir uns verstanden fühlen. Hier entsteht Anziehung auf Grund von Passung und Gleichheit. Wir suchen auf dieser Ebene jemand, der die Welt ähnlich erlebt und gestaltet.

Die Ebene der Lebensumstände:

Ähnlich wie die Beziehungsebene beeinflusst diese Ebene die Alltagstauglichkeit und die Aussicht auf Stabilität einer Partnerschaft.

Die dahinterliegende Dynamik wird vor Allem durch außerpartnerschaftliche Einflüsse und Verbindlichkeiten und Verpflichtungen bestimmt.

Beziehung findet nicht im lebensleeren Raum statt, sondern ist in soziale, berufliche, kulturelle, soziologische und persönliche Lebensbedingungen eingebettet. Beziehung gelingt, wenn die “Lebensumstände” beider Partner vereinbar sind und beide Partner ähnliche Konzepte und Prioritäten haben. Auch das Ausmaß an Beziehungszeit und Raum im Vergleich zu außerpartnerschaftlichen Gegebenheiten, das angestrebt oder möglich ist, spielt hier eine entscheidende Rolle.

Diese Ebene wird von Gleichwertigkeit und Gemeinsamkeit bestimmt. Hier findet umso eher Anziehung statt, wenn beide Partner aus einem ähnlichen sozialen Umfeld kommen, ähnliche intellektuelle Ansprüche haben, Interessen teilen, aber vor Allem in den Partnerschaftszielen und übereinstimmen.

Die Körperebene:

Diese Ebene ist Spielwiese sexueller Anziehung  und Passung.

Ob jemand “unser Typ” ist oder nicht, erkennen wir oft sofort. Hier gibt es biologische und genetische Determinanten, die kaum veränderbar sind. Biografische Prägungen und archetypische Ideale wirken sich hier ebenso aus wie eine Passung hinsichtlich sexueller Praktiken und Vorlieben. Aber auch die Stärke des Bedürfnisses nach körperlicher Nähe und Sexualität spielt eine Rolle.

Die Liebesebene:

Liebe ist eine Herzensangelegenheit! Auf dieser Ebene fühlen wir uns tief verbunden, verstanden und geborgen. Liebe zu erkären ist unmöglich und dort wo Liebe wirkt gelten nicht-logische Gesetze. Liebe wird bedinungslos und endlos empfunden, Liebe entgrenzt uns und scheint unerschöpflich.

Diese Ebene wird von dem Emfinden der Gesamtheit als Paar und wechselseitiger Fähigkeit zur Anteilnahme und Akzeptanz bestimmt. Liebe wächst umso eher, je mehr wir das Gefühl haben den uns fehlenden Teil gefunden zu haben und “ganz” zu sein. Je nach Persönlichkeitsstruktur und Biografie empfinden wir mitunter auch sehr gegensätzliche Menschen als genau jene, die uns “komplettieren”.

Ist Liebe eine Frage der Passung?

Schon auch, aber nicht nur.

Die Passung der ersten beiden Ebenen sagt etwas darüber aus, mit wie viel oder wenig Hindernissen in der jeweiligen Beziehung zu rechnen ist. Wer in diesen Bereichen ähnliche Werte, Ziele  und Vorstellungen hat, darf damit rechnen, dass diese Verbindung von Stabilität und Dauer geprägt ist. Ohne die beiden anderen Ebenen ergibt sich als Ausgangspunkt eine klassische Zweckbeziehung – aus der mit der Zeit Liebe wachsen kann, aber nicht muss.

Die Passung auf der Körperebene bestimmt wesentlich den Grad der Verliebtheit (nicht der Liebe) – gerade zu Beginn einer Beziehung. Eine Partnerwahl, die sich sehr stark an dieser Komponente orientiert birgt die Gefahr, dass sie nach einem heftigen Feuerwerk am Anfang ausbrennt, wenn nicht eine Passung in den oberen beiden Ebenen stabilisierend hinzukommt und/oder aus der Verliebtheit Liebe wird. Eine Partnerwahl, die diese Ebene wenig berücksichtigt, kann gut funktionieren, wenn für beide Partner Sexualität eine untergeordnete Rolle spielt, oder Sexualität vor Allem als Ausdruck von Intimität und tief empfundener Liebe erlebt wird.

Eine starke körperliche Anziehung wird von vielen Menschen als Indiz dafür gewertet, wie stark die Liebe ist , oder sein wird (wenn aus der Verliebtheit Liebe wird). Das scheint tatsächlich ein ganz guter Indikator zu sein, vor Allem dann, wenn wir einen guten Zugang zum eigenen Körper, dem eigenen Lustempfinden und den eigenen Vorlieben haben – und nicht an genormten Schönheitsidealen fest hängen. Das kann und darf sich natürlich auch mit gängigen Schönheitsidealen decken, aber wer sich hier zu sehr am Marktwert einer wahren Schönheitsmaschienerie orientiert läuft Gefahr an der Liebe vorbei zu laufen, weil die Körbchengröße zu klein, die Konfektionsgröße zu groß, die Haare zu schütter, oder die Muskeln zu schlaff sind.

Am wenigsten Erfassbar ist das, was auf der Liebesebene passiert. Eine Teil wird immer Mysterium bleiben und das Erleben ist individuell sehr unterschiedlich. Hier eine allgemeingültige Anwort zu finden ist unmöglich. Hier ist jeder gefragt, seine eigenen Antworten zu finden, um sie vielleicht im Laufe eines Lebens ein- oder mehrmals revidieren zu müssen/dürfen. Dieses Gefühl der tiefen Verbundenheit wirkt in der Theorie völlig losgelöst von den ersten beiden Ebenen. Wir haben nur insofern Kontrolle darüber, als wir uns selbst beschränken können, in dem wir beschließen uns nicht auf jemand ein zu lassen, der in dem Raster der ersten beiden Ebenen als nicht ausreichend passend erscheint. Das minimiert die Wahrscheinlichkeit, verletzt oder enttäuscht zu werden. Es minimiert aber auch die Chance darauf, die Liebe zu finden und gemeinsam aus der Kraft der Liebe heraus, Hindernisse zu überwinden, die zunächst unlösbar scheinen.

Und jetzt? Bleibt Liebe oder das Finden des richtigen Partner doch Glück, oder Schicksal?

Ja und Nein!

Ja, weil eine Portion Glück ist auch immer dabei. Das Leben ist nicht berechenbar und somit auch die Liebe nicht. Hier können wir nicht viel machen, außer uns mit dem ab zu finden. Das ist allerdings schon ein großer Schritt in die richtige Richtung. Wir sind es in einer Konsumgesellschaft oft nicht mehr gewöhnt, dass etwas nicht kontrollierbar, oder verfügbar ist. Unzählige Partnerbörsen vermitteln uns zusätzlich den Eindruck eines großen Angebots und einer fast beliebigen Verfügbarkeit an Partnern – die Suche dauert dann aber ungeachtet der Anzahl an Mitgliedern länger, als anfänglich erwartet.

Nein, weil wir selbst viel dazu beitragen können, uns frei für die Liebe zu machen. Dann kann sie nicht nur kommen, sondern wir können sie auch erkennen und in weiterer Folge annehmen. Wir können die Hindernisse aus dem Weg räumen und deren gibt es mitunter einige:

  • Nicht abgeschlossene, oder nicht verarbeitete Beziehungen,
  • mangelnde Selbstkenntnis bezüglich der Prioritäten,
  • mangelnde Selbstakzeptanz und/oder Selbstliebe,
  • Über- oder Unterschätzung des Marktwertes (ja auch so etwas gibt es),
  • zu enge Vorstellungen hinsichtlich einer Passung
  • überzogene Erwartungen
  • mangelnde Fähigkeit sich auf jemand einzustellen oder einzulassen
  • Krisen, die viel Aufmerksamkeit und/oder Ressourcen binden
  • ein schlechter Zugang zu den eigenen Gefühlen

……. um nur einige zu nennen.

Selbst wenn einige oder viele dieser Punkte auf jemand zutreffen, können wir der Liebe oder dem/der Richtigen begegnen und glücklich werden. So wie es keine Garantie für die Liebe gibt, gibt es auch keine dagegen!

Dennoch sind die Chancen nicht optimal und durch einer Arbeit an sich selbst, lassen sie sich deutlich verbessern. Sollte es trotzdem noch ein wenig dauern, bis wir einen Partner finden, wo wir sagen können: “ich bin angekommen”, dann bleibt inzwischen ein Leben mit mehr Lebensfreude und Lebensqualität.

FacebookTwitterGoogle+Empfehlen

Kommentare sind geschlossen.